Historie

des Bienenzüchtervereins Altenburg 1853
Text: Fritz Zehmisch, Bernd Huster

Im Jahre 1853 hatte sich ein bienenwirtschaftlicher Verein in Altenburg gebildet.
Er ist damit einer der ältesten Bienenzüchtervereine in Deutschland.

Die Gründung wurde im Wesentlichen von Mitgliedern der Freimaurerloge vollzogen.
In einem heute noch vorhandenen Schriftstück bittet der Verein die Sächsische hohe Landesregierung zu Altenburg:

„Es hat sich seit dem 18 ten  August 1853 ein bienenwirtschaftlicher Verein in der Stadt Altenburg gebildet.
Ein Hohes Collegium wolle die Gnade haben, das Bestehen des bienenwirtschaftlichen Vereins zu genehmigen und ihm solches durch eine schriftliche Urkunde zu erkennen geben.“

Die Antwort der Herzoglichen Regierung lautet: „Nach Prüfung der von dem Vorstand des hier gegründeten bienenwirtschaftlichen Vereins mittels Schreiben vom 1/9 dieses Monats vorgelegten Statuten findet die Herzogliche Landesregierung gegen Zweck und Statuten des Vereins nichts zu monieren und nimmt daher gern Veranlassung, hiermit ihre anerkennende Zustimmung zu diesem gemeinnützigen Bestreben mit dem Wunsche auszusprechen, dass der Verein eine gedeihliche Entfaltung und eine erfolgreiche Nutzbarkeit erreichen möge.

Das noch vorhandene Statut weist namentlich 45 Mitglieder mit Wohnort und Tätigkeit aus. Danach waren 22 Gutsbesitzer, 12 Handwerker, 2 Kaufleute, 4 Beamte, 3 Ärzte, 1 Lehrer und 1 Musikus.
Im Teil I des Statutes wurden die Ziele des Vereins genannt. Dieser Teil I endete mit folgenden Worten:
„…….10-12 Bienenvölker werfen in 50 Jahren 2000 Taler Gewinn ab. Von einem gehörig starken Bienenvolk können 5 Pfund Honig und ein Pfund Wachs gebracht werden, so kann ein Bienenzüchter mit 25 Völkern leicht eine Familie ernähren, wenn sich diese mit dem Einkommen eines Handarbeiters begnügt. …..Hochbetagte, wenig besoldete, Schwächlinge können sich durch sie noch nährlich ihr täglich Brot erwerben.“

Freiherr August von Berlepsch wird als Ehrenmitglied genannt, er gilt heute noch als ein weltweit anerkannter Bienenwissenschaftler.

Die Mitglieder des Vereins kamen aus 29 verschiedenen Orten, von Windischleuba über Ronneburg bis Stadtroda. Nur 6 Mitglieder wohnten in Altenburg.
Als Versammlungsort wurde Altenburg und als Versammlungslokal das Logenhaus festgelegt. Die Versammlungstermine wurden im Herzoglichen Amtsnachrichtenblatt veröffentlicht.

Heute kann man kaum ermessen, was es unter den damaligen Bedingungen für einen organisatorischen Aufwand bedurfte, das Vereinsleben in dieser großen Region zu organisieren.

Der Bienenzüchterverein Altenburg 1853 war der erste Bienenzüchterverein im Herzogtum Sachsen-Altenburg. Weitere 18 Vereine gründeten sich in der Folge, auch wenn im Laufe der Jahre verschiedene Widerlichkeiten zu überwinden waren z.B. Kriegsanleihe, Honigsoll, schwierige Einfütterungszuckerbeschaffung, 1943 wurde z.B. sämtliches Wachs beschlagnahmt und wiederum ein Abgabesoll für Honig eingeführt.

Die Entwicklung der Betriebsweisen und der Bienenrassen brachten eine wesentliche Steigerung des Honigertrags pro Volk. Im Gründungsjahr 1853 wird ein Ertrag von 5 Pfund pro Volk genannt. Dabei ist zu beachten, dass zu damaliger Zeit die Einfütterung der Bienenvölker mit Zuckersirup als Winterfutter noch nicht bekannt war. Der Honig blieb im Winter als Futter im Volk und es wurde erst im Frühjahr geschleudert. Heute ist ein Honigertrag um die 50 kg pro Volk keine Seltenheit mehr. Eine wesentlich größere Bedeutung kommt der Honigbiene jedoch im Zusammenhang mit ihrer Bestäubungsleistung zu, aus diesem Grund wird sie von der Wissenschaft auch als das drittwichtigste Nutztier anerkannt.

Bezüglich der Bienenwohnungen ging die Entwicklung vom Bienenkorb über verschiedene Hinterbehandlungsbeuten zur heutigen großräumigen Magazinbeute, die sich weltweit, in den letzten Jahren verstärkt auch in Mitteldeutschland und inzwischen auch bei den Mitgliedern unseres Vereins durchgesetzt hat.
Durch wissenschaftliche Bearbeitung und Zuchterfolge wurden die Bienen wesentlich leistungsfähiger und u.a. auch sanftmütiger. Sie stechen zum Glück aber immer noch, das möge auch so bleiben.

Von der ursprünglich in Deutschland bodenständigen Nordbiene nutzten die Imker unseres Vereins in den letzten 120 Jahren die Italienerbiene , die Crainerbiene hin zur heute weit verbreiteten Buckfastbiene. Sie ist eine Züchtung des deutschen Mönches Bruder Adam, der im englischen Kloster Buckfast bis 1991 die Imkerei leitete. Auch in unserem Verein halten immer mehr Imker diese verträgliche und leistungsstarke Bienenrasse.
Interessant sind die sehr unterschiedlichen Mitgliederzahlen, die u.a. auch aus alten Kassenbüchern ersichtlich sind.

So bewirtschafteten:

1901       45  Mitglieder         80   Bienenvölker
1911       95  Mitglieder       708   Bienenvölker
1920    215  Mitglieder      1271   Bienenvölker
1933     66  Mitglieder        400   Bienenvölker
1970   125  Mitglieder      1000   Bienenvölker
1990     17  Mitglieder         210   Bienenvölker
2000   20  Mitglieder         154   Bienenvölker
2010    19  Mitglieder         129   Bienenvölker
2020   29  Mitglieder         164   Bienenvölker
2023   39  Mitglieder         200  Bienenvölker
2024    42 Mitglieder         210   Bienenvölker        

Die umfangreiche Förderung der Imkerei ab 1965 führte zu einem Anstieg der Mitglieder- und Völkerzahl. Es gab Bestäubungsprämien, kostenlose Wanderung und einen garantierten, gutdotierten Honigabsatz bei den staatlichen Aufkaufsstellen.

Seit 1986 tritt in unserem Gebiet die Varroamilbe auf. Die Varroa verursacht hohe Bienenverluste und einen höheren Arbeitsaufwand, was einen großen Teil der Imker zur Aufgabe ihres Hobbys veranlasste.

Die Mitgliederzahl verringerte sich zu diesem Zeitpunkt von 100 auf 59.
Eine weitere Zäsur brachte die Wende 1989.
Es verließen weitere 42 Imker den Verein und gaben die Imkerei aus unterschiedlichen Gründen auf.
1990 vernichtete die Varroamilbe allein in unserem Verein ca. 35% aller Bienenvölker.

Der aus Übersee eingeschleppte kleine Beutenkäfer wird für uns Imker in den nächsten Jahren die nächste Prüfung in Bezug auf die Gesunderhaltung unserer Bienenvölker darstellen.

In den ersten Jahren nach der politischen Wende war es für die Hobbyimker nach dem Wegfall des staatlich garantierten Honigaufkaufs schwerer, ihr Produkt abzusetzen. Die Menschen bedienten sich außerdem vorwiegend aus den Regalen der Supermärkte. Inzwischen hat sich jedoch die gute Qualität des Bienenhonigs vom Imker nebenan wieder herumgesprochen und die gestiegene Nachfrage verbunden mit den notwendigen Verkaufsaktivitäten unserer Imker ermöglicht i.d.R. den sicheren Absatz der jährlichen Honigernte.

In den letzten Jahren ist wieder ein erhöhtes Interesse an der Bienenhaltung zu beobachten, was unsere Mitgliederzahl bis heute stetig ansteigen ließ.
Erfreulicherweise interessieren sich immer mehr junge Menschen, davon auch immer mehr Frauen für diese interessante Freizeittätigkeit und bereichern mit neuen Ideen und frischem Elan die Vereinsarbeit.

Die zukünftige Arbeit des Vereins wird sich darauf konzentrieren,
noch mehr Menschen für die Bienenhaltung zu interessieren, diese Jungimker auf ihren ersten Schritten zu begleiten und zu unterstützen sowie die Gemeinschaft, sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bereich immer wieder für den verantwortungsvollen Umgang mit diesen wichtigen Nutztieren zu sensibilisieren.